Aktivitäten der Station
Die Biologische Station StädteRegion Aachen setzt sich für den Erhalt und die Pflege der schutzwürdigen und schutzbedürftigen Streuobstwiesen ein. Der gegenwärtige Zustand der noch verbliebenen Obstwiesen ist aufgrund einer häufig seit Jahrzehnten fehlenden Pflege sehr beunruhigend. Eine Nachpflanzung und fachgerechte Pflege mit regelmäßig durchgeführten Gehölzschnitten sind lebensnotwendig, damit dieser wertvolle Lebensraum nicht verschwindet.
Dieser „fünf vor zwölf“-Situation versucht die Biologische Station durch ein Bündel an Maßnahmen entgegen zu steuern. Erste Erfolge sind zu verzeichnen und stimmen hoffnungsvoll.
Streuobstwiesenkartierung
Als Grundlage aller Maßnahmen im Obstwiesenschutz kartierte die Biologische Station die Streuobstwiesen im Aachener Land. Insgesamt wurden dabei 1.150 Obstwiesen mit mehr als 14.000 hochstämmigen Obstbäumen erfasst.
Im Rahmen der Kartierung wurden unter anderem die vorkommenden Obstarten, der Pflegezustand der Bäume sowie die aktuelle Flächennutzung sorgfältig ermittelt. Auch die ökologische Wertigkeit der Streuobstwiese wurde mit untersucht.
Die Datenauswertung im Verbund mit langjährigen Erfahrungen mit Streuobstwiesen waren die Grundlage für ein umfassendes Schutzkonzept. Die Gefährdungsursachen wurden analysiert und bewertet. Die Förderung, insbesondere der Neuanlage von Obstwiesen und die Vermittlung von Kenntnissen der Obstpflege haben sich als wichtigste Aufgaben zum langfristigen Erhalt dieses typischen und wichtigen Kulturlebensraums unserer Landschaft heraus kristallisiert.
Ziel aller nachfolgend beschriebenen Aktionen ist daher die Verjüngung überalterter Bestände, die Gründung neuer hochstämmiger Obstwiesen mit regionalen Sorten und die Schulung in Obstbaumschnitt und -pflege.
Pflanzung und Pflege von Streuobstwiesen
Die Biologische Station besitzt im Kreisgebiet verteilt einige Streuobstwiesen bzw. hat Flächen mit z.T. bereits vorhandenen Obstbäumen gepachtet. Dort legen wir hochstämmige Obstwiesen neu an, erweitern bestehende lückenhafte Obstbestände und holen den - oft jahrzehntelang fehlenden - Schnitt bei den älteren Obstbäumen nach.
So können die mitunter über 100 Jahre alten Baumgestalten, die mit ihren teilweise vorhandenen Höhlen Fledermaus, Steinkauz & Co. eine Heimat bieten, lange erhalten werden. Zugleich bleibt der besondere Lebensraum "Streuobstwiese" durch das Nachwachsen neuer Obstbäume auch langfristig für die (z.T. besonders darauf angewiesene) Tier- und Pflanzenwelt erhalten.
Die Grünlandflächen unter den Bäumen werden - wie es der traditionellen Nutzung entspricht - gemäht oder beweidet. Hierdurch kann die Artenvielfalt auf der Streuobstwiese gefördert werden. Außerdem finden je nach Fläche weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Biotopqualität für die Tier- und Pflanzenwelt statt. Dies sind z.B. die Anbringung von Steinkauzröhren in älteren Bäumen, das Pflanzen von Hecken und Kopfweiden uvm. Ein anschauliches Beispiel ist die Umsetzung einer Ausgleichsmaßnahme bei Eschweiler-Buschhof.
Gehölzaktion
Das Pflanzmaterial vor der Verteilung...
...und im Garten bei den glücklichen Neubesitzer/innen
Die Biologische Station verteilt jedes Jahr im Herbst hochstämmige Obstbäume und Pflanzmaterial für Nachpflanzungen. Die Bäume zeichnen sich besonders durch die hohe Qualität des Pflanzgutes und eine breite Auswahl von robusten, ertragreichen und regionaltypischen Sorten aus.
Die Aktion wird von der StädteRegion Aachen und vom Land NRW gefördert, so dass die Jungbäume kostenlos bezogen werden können. Vorraussetzung ist der Besitz einer geeigneten Fläche (mit landwirtschaftlicher Unternutzung wie Mahd oder Beweidung), die Platz für mindestens 3 Bäume bietet. Die Eigentümerinnen und Eigentümer der Obstbäume verpflichten sich im Gegenzug zur Pflege und Erhaltung der Bäume über mindestens 15 Jahre.
Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen sind von der Förderung ausgeschlossen.
Formlose Anträge unter Angabe der Zahl gewünschter Bäume und der Parzellengröße einschließlich eines Lageplans können Sie bis zum 31.5. eines jeden Jahres an die Biologische Station gerichtet werden.
Ansprechpartner:
Streuobstwiesenschutzprogramm
Landwirte haben die Möglichkeit, am $$Kulturlandschaftsprogramm$$ teilzunehmen. Im Rahmen des Streuobstwiesenprogramms - einem Baustein des Kulturlandschaftsprogrammes - verpflichten sie sich vertraglich, extensive Wirtschaftsformen auf den Grünlandflächen einzuhalten und die dort stehenden Obstbäume regelmäßig zu schneiden. Pflanzenschutzmittel (Pestizide) werden auf diesen Flächen nicht eingesetzt. Für diese nachhaltige und schonende Bewirtschaftung erhalten die Landwirte eine besondere Förderprämie.
Vorraussetzung: Sie haben einen Altbestand von mind. 9 Obstbäumen oder eine für Neupflanzungen geeignete Fläche von mind. 0,25 ha
Bei Interesse wenden Sie sich an uns, wir beraten Sie gerne.
Obstsammelaktion und Vermarktung
Jedes Jahr im Herbst führt die Biologische Station an verschiedenen Stellen im Aachener Land Sammlungen von ungespritzten Äpfeln - vorzugsweise von Streuobstwiesen - durch. In ertragreichen Jahren sammeln wir außerdem Birnen. Das Ziel der Sammlung ist:
- der Erhalt der Obstwiesen durch einen wirtschaftlichen Anreiz
- die Herstellung eines regionalen und ökologischen Produktes
- die Herstellung eines gesunden und wohlschmeckenden Saftes und
- Werbung für den schutzwürdigen Lebensraum Streuobstwiese.
Das Obst kann an verschiedenen Sammelstellen im Kreisgebiet abgeben werden, die Vergütung erfolgt wahlweise in "harter Währung" (ca. 11-13€ / 100kg) oder in Naturalien (Streuobstwiesensaft). Voraussetzung ist, dass keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel auf der Streuobstwiese eingesetzt wurden, denn die Früchte werden zur Herstellung unseres köstlichen naturbelassenen Streuobstsaftes verwendet.
Eine weitere Fördermöglichkeit für Pächter und Besitzer von Streuobstwiesen bietet das Streuobstwiesenschutzprogramm.
Mobile Obstpresse
Die Biologische Station verfügt über eine mobile Obstpresse, die in der Erntezeit an verschiedenen Stellen im Kreisgebiet aufgebaut wird. Die Besitzer kleinerer und mittlerer Apfelmengen können zur Herstellung eines frischen Apfelsaftes diesen Service nutzen. Örtlichkeiten und Termine können Sie dem Veranstaltungsprogramm entnehmen.
Gemütliches Plaudern an einem der vielen Stände
Obstwiesenfest
Alle 2 Jahre organisiert die Biologische Station zusammen mit dem Aachener Land, der Stadt Aachen und EUROPOM, einer euregionalen Obstwiesen-Initiative, ein Obstwiesenfest.
Bestimmung der mitgebrachten Äpfel durch einen Obstsortenkundler
Beratung
Beratung wird bei uns ganz groß geschrieben. Gerne informieren wir Obstwiesenbesitzer/innen oder solche, die es werden wollen, über hochstämmige heimische Obstsorten sowie über alle Belange der Obstwiesenpflege und des –schutzes. Rufen Sie uns doch einfach an, wir sind gerne für Sie da.
Fortbildungsveranstaltungen
Ein wesentliches Anliegen der Biologischen Station ist es, die vielerorts in Vergessenheit geratenen Kenntnisse im Obstbaumschnitt und -pflege wieder zu vermitteln. Getreu dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" können Sie so in Zukunft selbst fachgerecht pflanzen, pflegen und sich lange an Ihren Bäumen erfreuen. Die Biologische Station bietet zum Thema Streuobstwiese Kurse mit folgenden Inhalten an:
- Pflanzung und Pflanzschnitt
- Erziehungsschnitt
- Verjüngungsschnitt / Altbaumschnitt
- Veredlung von Obstgehölzen
- Ökologischer Pflanzenschutz
Die Termine entnehmen Sie bitte dem aktuellen Veranstaltungsprogramm.
Ansprechpartner bei der Biologischen Station
Christopher Mertes